Die ersten drei Septemberwochen haben das Gemüsekind und ich in der Kurklinik Sonnenschein in Zwiesel verbracht. Und heute schaffe ich es endlich auch hier auf dem Blog ausführlich davon zu erzählen. Also, los geht’s! (Achtung, langer Text, bei dem ich aber bestimmt trotzdem die Hälfte vergessen habe)
Die Vorbereitung
Eine Kur zu beantragen ist gar nicht so einfach, denn je nach Krankenkasse sind die Chancen, dass der Antrag abgelehnt wird, sehr hoch. Zumal man oft nicht weiß, worauf es ankommt oder welche Formulierungen für eine sofortige Ablehnung sorgen. Damit ihr euch nicht die Mühe umsonst macht, kann ich eine Kurberatung nur empfehlen. Ich war bei der kostenfreien Beratung von der AWO und meine Beraterin war wirklich unglaublich und hat sich insgesamt mehrere Stunden für mich Zeit genommen. Falls ihr eine solche Beratung nicht vor Ort habt, sucht mal bei Facebook, da gibt es auch Gruppen, die weiterhelfen. Übrigens müsst ihr nicht krank oder regelmäßig beim Arzt sein, um eine Kur beantragen zu können: sie ist präventiv. Das Gemüsekind kam nur als Begleitkind mit.
Noch bevor der Kurantrag durch war, habe ich schon nach Kurkliniken gesucht. Mein mögliches Zeitfenster war klein, so fielen schon ein paar Häuser weg. Für eine Klinik am Meer zum Beispiel muss man sich oft fast ein Jahr vor Kurantritt einen Platz sichern. Für mich war zudem sehr, sehr wichtig, dass die Klinik uns veganes Essen anbietet. Über die Facebook-Gruppe „Vegane Eltern in Deutschland und Umgebung“ und einen Artikel auf Tofufamily habe ich schließlich die Kurklinik Sonnenschein in Zwiesel gefunden. „Kein Problem, wir hatten schon öfter vegane Familien hier“, versicherte mir die nette Dame am Telefon und gab mir sofort ein gutes Gefühl.
Von der Klinik selbst bekam ich im Vorfeld noch ein paar Fragebögen und außerdem eine Packliste. Meine Turnschuhe vergaß ich natürlich trotzdem und beim nächsten Mal würde ich noch mehr gemütliche Kleidung einpacken, den ganzen Tag in Jogginghose rumzulaufen ist kein Problem ;)
Die Anreise (und Abreise) mit dem Zug wurde fast komplett von meiner Krankenkasse übernommen und das Gepäck schickte ich voraus (leider kam es trotzdem drei Tage nach mir an… auf der Rückreise nutze ich Hermes und hatte keine Probleme).
Das Haus
Die Kurklinik Sonnenschein liegt im Bayrischen Wald, in Zwiesel. Genauer gesagt liegt es am Ende des kleinen Städtchens, umgeben von Wiesen und Wäldern. Das war wirklich idyllisch und das Gemüsekind und ich waren jeden Tag im Wald und bei den Hühnern und Ziegen in der Nähe, wobei wir wirklich Glück mit dem warmen Spätsommerwetter hatten. Das Haus selbst hat auch zwei Spielplätze, die wir viel genutzt haben, auch Sandspielzeug lag immer bereit. Die Zimmer variieren in der Größe, da in der Klinik auch Großfamilien aufgenommen werden können. In meinem Kurgang war sogar eine Familie mit sieben Kindern. Ab drei Kindern kann eine Begleitperson kostenfrei mitkommen und wird auch mit verpflegt. Unser Zimmer empfand ich erst als etwas karg eingerichtet, nachdem ich aber drei Wochen lang kein einziges Mal unter meiner Hausstauballergie gelitten hatte, wusste ich das zu schätzen ;)
Ich hatte ein Zimmer für mich, das auch gleichzeitig der Wohnbereich war. Das Gemüsekind hatte ebenfalls ein eigenes Zimmer und schlief von Anfang an stolz in seinem Hochbett und verteilte gleich sein mitgebrachtes Spielzeug in den Schränken. Nachts kam er natürlich immer irgendwann zu mir ins Bett. Dazu gab es noch einen Balkon, den ich zuhause ja sehr vermisse und ein kleines Bad. Leider ohne Badewanne, aber dafür verbrachten wir fast jeden Nachmittag vor dem Abendessen ein, zwei Stunden im Schwimmbad, das war viel besser. Das Hallenbad war wirklich toll fürs Gemüsekind, es gab ein flaches Kinderbecken, Wasserspielzeug und Schwimmflügel und ein großes Becken, in dem auch Kurse stattfanden.
In der Kurklinik Sonnenschein gibt es außerdem eine Turnhalle, die auch die Kinder mit ihren Eltern zu bestimmten Zeiten und jeden Abend frei nutzen konnten, einen Spielraum, mehrere Aufenthaltsräume, große Balkone, Teeküchen, Sauna und Solarien (nie genutzt) und eben das schöne Außengelände. Zudem gab es täglich Angebote zum Basteln oder Spielen und die Möglichkeit an organisierten Ausflügen teilzunehmen.
Hier merkt man schon: die Kurklinik Sonnenschein ist ein recht großes Haus und genau da lag auch eines der Probleme für uns – es war immer viel los. Wir konnten uns zum Glück immer in unser Zimmer zurück ziehen oder haben uns einen Buggy ausgeliehen und sind ins Dorf und in den Stadtpark spaziert. Kaum zurückziehen konnte man sich allerdings beim Essen: der Speisesaal war schon in drei Räume aufgeteilt, aber trotzdem herrschte dort eine Unruhe, die wir überhaupt nicht gewohnt sind und die uns vor allem zu Anfang sehr gestresst hat. Wobei für mich ehrlich gesagt nicht die Kinder das Problem waren, sondern die Mütter: schimpfen, schreien, motzen, (sinnlose) Bestrafungen androhen und verbal erniedrigen standen hier leider bei vielen auf der Tagesordnung. Natürlich nicht bei allen und vielleicht lebe ich da zu sehr in meiner Blase und heilen Welt und mir war auch klar, dass die meisten Eltern bestimmt keine Attachtment-Partenting Eltern sein werden, aber das Verhalten anderer Mütter hat mich oft lange beschäftigt und mitgenommen. Vielleicht wäre ein Haus mit nur einem Kurgang in drei Wochen statt jede Woche neu anreisende Familien zu haben, besser gewesen.
Die Verpflegung
Trotzdem mir versichert wurde, dass es kein Problem sei, dass wir uns vegan ernähren, war ich ziemlich nervös im Vorfeld. Völlig zu Unrecht: unsere Verpflegung war so gut, dass wir nicht einen Tag lang in den drei Wochen das selbe gegessen haben. Und auch ansonsten war unser veganer Lebensstil nie ein Problem.
Gleich am ersten Tag nach der Anreise setzte sich einer der Ernährungsberater, selbst Veganer, mit uns zusammen und fragte nach unseren Vorlieben fürs Frühstück und Abendessen, welche Pflanzenmilch wir am liebsten trinken, welche Aufstriche wir mögen usw. und er sorgte dafür, dass der Kühlschrank in der Küche für uns immer mehr als gut gefüllt war, zur Freude des Gemüsekind auch mit Tofuwurst, Soja-Jogurt und Schoko-Pudding. Auch der Koch setzte sich gleich mit uns zusammen und fragte nach unseren Liebeblingsgerichten. Das Gemüsekind aß in den ersten Tagen mittags kaum etwas, zu aufregend war alles für ihn und der Koch war fast schon am Verzweifeln, was wirklich lieb war. Nach den ersten Tagen probierte N. dann aber auch viel Neues bzw. Gerichte wie Pommes oder Kartoffelpüree, die er vorher nicht mochte.
Sogar abends bereitete der Koch für uns immer etwas für uns vor, gerne leckere Tofu- oder Getreidesalate; abends und mittags konnten wir uns aber auch am reichhaltigen Salatbuffett bedienen. Sogar beim Nachtisch wurde an uns gedachte – wenn Eis angeboten wurde, bekamen wir veganes Lupinen-Eis in mehreren Sorten. Hier habe ich schon mal ein paar Gerichte gezeigt und auch Wochen später bin ich immer noch begeistert und hätte den Koch am liebsten mit Nachhause genommen ;)
Die Kinderbetreuung
…war leider eine echte Herausforderung für uns vor allem fürs Gemüsekind. Die zwei bis drei Erzieherinnen in N.s Gruppe waren wirklich liebevoll und motiviert, aber es waren einfach zu viele Kinder für die Gruppe. Oder für alle Gruppen. Die Eingewöhnung fiel komplett flach, gleich am ersten Tag nach unserer Anreise hatte ich Aufnahmegespräche und das Gemüsekind sollte alleine in der Kinderbetreuung bleiben – das ist wohl übrigens in den meisten Häusern so. Irgendwie ist es ja verständlich, bei einer tagelangen Eingewöhnung fehlt den Frauen die Zeit für die Angebote und drei Wochen sind nun mal nicht lang. Aber, ebenso verständlich ist es dann, wenn ständig Kinder in den Gruppen weinen und sich nicht zurecht finden. Und es war einfach wahnsinnig laut in den Gruppen.
Das Gemüsekind war die ersten Tage begeistert, vermutlich vor Aufregung, dann wurde es ihm aber auch zu viel und ich musste ihn jeden Morgen überreden und er hat es nur mit viel Anstrengung ohne mich dort ausgehalten. Wobei es jetzt auch nicht so war, dass er gar keinen Spaß hatte, er hat immer auch für mich gebastelt und wenn ich ihn abgeholt habe, hat er mir von seinem Vormittag erzählt, aber ich habe gemerkt, dass es ihm eigentlich nicht gut tut. Er ist das eben auch nicht gewöhnt, die Enge, die Lautstärke, die vielen Kinder auf ein Mal und dazu keine bekannten Vertrauenspersonen.
Ich habe gleich zu Anfang gesagt, dass ich keine Angebote nachmittags wahrnehmen möchte, um die Zeit mit dem Gemüsekind verbringen zu können und ihn nicht nochmals abgeben zu müssen. Das war mir auch wichtig: bewusst Zeit zusammen verbringen, schließlich wollte ich mich nicht von ihm erholen, sondern brauchte einfach eine Pause von meinem Alltag. Ich würde mir wünschen, dass es zumindest das Angebot gibt, die Kinder die ersten zwei, drei Tage begleiten zu können, eine kleine Eingewöhnung sollte es schon geben. Oder eben noch mehr Erzieher, die sich intensiver um die Kinder kümmern können. Im Vorfeld sollte man also auch bedenken, ob sich das Kind wohl in die Kinderbetreuung einfindet – ein Kind, das noch nie fremdbetreut wurde, wird es schwer haben, hier ist es bestimmt besser noch eine Begleitperson mitzunehmen.
Für uns war es der frühestmögliche Zeitpunkt, noch vor ein paar Monaten hätte das gar nicht geklappt. Das Gemüsekind weiß, dass es sich immer auf mich verlassen kann und es gab zwischendrin auch ein, zwei Tage, an denen N. gar nicht da bleiben wollte – dann habe ich ihn auch nicht gezwungen. Beschäftigt hat es ihn aber auch noch nach der Kur, die Eingewöhnung im Naturkindergarten, die wir zuvor eigentlich schon abgeschlossen hatten, mussten wir komplett neu beginnen, N. hatte große Trennungsängste, die wir zum Glück wieder ganz behutsam überwinden konnten.
Meine Angebote & mein Fazit
Mir persönlich hat die Zeit in der Kurklinik Sonnenschein sehr gut getan und auch wenn es streckenweise anstrengend war, wir unser Zuhause und den Papa vermisst haben, bereue ich es nicht. Für mich war es eine dringend benötigte Pause, in der ich auch einfach mal Zeit nur für mich hatte. Die Angebote, die mir gemacht wurden, waren alle super – eine gute Mischung aus Sport und Entspannung. Ich habe viel draußen Sport gemacht, das Schwimmbad genutzt und körperlich ging es mir danach auch durch Massagen, Rücken- und Entspannungsübungen besser. Dazu kamen psychologische Gespräche. Ich habe es sogar geschafft, drei Bücher zu lesen und ein paar Serien zu schauen. Sogar ein paar nette Mütter habe ich kennen gelernt, wie Sandra von Einbundwurzeln und Isa, die ihre Kinder Zuhause im Elsass betreut und unterrichtet. An den Nachmittagen und am Wochenenden haben das Gemüsekind und ich kleine und größere Ausflüge gemacht, an die wir uns noch lange erinnern werden.
Vielleicht beantrage ich in drei Jahren noch mal eine Mutter-Kind-Kur und auch wenn ich mir ein kleineres Haus wünsche, so muss sich so eine schöne Umgebung (in der ich übrigens komplett allergiefrei war, auch auf den Wiesen) und so ein ambitionierter Koch erst Mal finden lassen.
Überlegt ihr selbst eine Kur zu beantragen oder seid ihr als vegane Familie in einer Kurklinik gewesen? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar mit euren Fragen oder erzählt von euren Erfahrungen :)
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Kristin (Mittwoch, 30 November 2016 10:02)
Sehr schoener und interessanter Artikel und tolle Bilder! :-) So ein Glueck mit dem Koch muss man erstmal haben :-) Finde es toll dass du den Nachmittag mit N. verbracht hast und ihr so sicher viele gemeinsame Erlebnisse hattet, in der schönen Natur konnte man bestimmt mal gut zusammen "abschalten".
Alles Gute für Euch weiterhin und viele Grüße aus Frankfurt, ich finde Euch großartig :)
Monte Buhl (Donnerstag, 02 Februar 2017 19:11)
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